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Herzog 01.07.1994 Ansprache zu seinem Amtsantritt als Bundespräsident - im Wortlaut Meine Damen und Herren, der Bundespräsident hat keine Regierungserklärungen abzugeben, am allerwenigsten am Tage seines Amtsantritts. 19940701_Herzog_Roman.txt |
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wiedervereinigte Deutschland in der Welt Sie haben zuerst die alte Bundesrepublik und sodann das wiedervereinigte Deutschland in der Welt so repräsentiert, wie es heute ist und wie es repräsentiert zu werden verdient. |
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Vertiefung der Europäischen Union Deshalb ist es meines Erachtens unerläßlich, daß dieses neue und zunächst nur vermeintlich stärker gewordene Deutschland zusammen mit den anderen westeuropäischen Partnern unermüdlich an der Erweiterung und an der Vertiefung der Europäischen Union mitarbeitet. |
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Verhältnis zu Wirtschaft und Technik Wir werden einfach ein realistischeres Verhältnis zu Wirtschaft und Technik entwickeln müssen, als es sich bisher im Hin und Her zwischen Technologiebegeisterung und Zivilisationskritik gezeigt hat. |
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Amt des Bundespräsidenten In Stunden wie dieser wendet sich der Blick fast automatisch zurück, vor allem natürlich auf die Gestalten der bisherigen Bundespräsidenten, die alle, jeder auf seine Weise, unserem Staat in eindrucksvoller Weise gedient und dem Amt des Bundespräsidenten ihren jeweils ganz besonderen Charakter aufgeprägt haben: Theodor Heuss, Heinrich Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Karl Carstens, Richard von Weizsäcker. |
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gedient Mit Formeln wie "Die Nachkriegszeit geht zu Ende" oder "Nach Auschwitz gibt es keine Geschichte mehr" ist der Sache, die uns alle umtreibt, meine Damen und Herren, nicht gedient. |
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Wort von der "Mauer Das böse Wort von der "Mauer in den Köpfen" geht um. |
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böse Und ich meine es auch nicht böse, meine Damen und Herren, es geht eben nicht alles in einer guten halben Stunde. |
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Einheitsdeutschen Hinter dem Wort von der "Mauer in den Köpfen" steckt die Idee des Einheitsdeutschen, und das ist etwas in jedem Sinne des Wortes Unmögliches. |
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hineingeboren Aber ob wir es wollen oder nicht, ob wir Deutsche, Franzosen, Amerikaner oder Türken sind, wir alle sind nun einmal - so wie die Dinge heute liegen - in eine Nation hineingeboren oder hineinversetzt. |
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Einmaligkeit An der historischen Einmaligkeit des Grauens von Auschwitz ist nun einmal nicht zu deuteln. |
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streitende Daß es eine historische Einmaligkeit bleibt, ist nicht ein Thema für streitende Historiker, meine Damen und Herren, sondern es ist Verantwortung und Pflicht für uns alle. |
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privilegiert Sie 40 Jahre Deshalb sage ich den Menschen in den alten Ländern: Machen Sie sich klar, wie privilegiert Sie 40 Jahre lang waren und wie privilegiert Sie heute noch sind, trotz aller Kosten und Opfer des Wiederaufbaus in den neuen Bundesländern! |
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