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Jenninger 10.11.1988 Gedenkrede 50. Jahrestag der Reichsprogromnacht im Deutschen Bundestag - im Wortlaut Die Juden in Deutschland und in aller Welt gedenken heute der Ereignisse vor 50 Jahren. 19881110_Jenninger_Philipp.txt |
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Juden in Deutschland Die Juden in Deutschland und in aller Welt gedenken heute der Ereignisse vor 50 Jahren. |
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Ausschaltung der Juden - "Das jüdische Volk wird ausgerottet", sagt ein jeder Parteigenosse, "ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir." |
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Ausrottung Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden ... Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. |
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Wirtschaftsleben Gleichzeitig wurden Verordnungen zur völligen Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben ab dem 1. Januar 1939 bekanntgegeben. |
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Vernichtung der Juden Zu der entsetzlichen Wahrheit des Holocaust trat die vielleicht bis heute nicht völlig verinnerlichte Erkenntnis, daß die Planung des Krieges im Osten und die Vernichtung der Juden unlösbar miteinander verbunden gewesen waren, daß das eine ohne das andere nicht möglich gewesen wäre. |
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Zentralrates der Juden in Deutschland Viele von uns haben gestern auf Einladung des Zentralrates der Juden in Deutschland an der Gedenkveranstaltung in der Synagoge in Frankfurt am Main teilgenommen. |
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Gedenkveranstaltung Ich begrüße zu dieser Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag den Herrn Bundespräsidenten und den Herrn Botschafter des Staates Israel. |
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Direktoriums Mein besonderer Gruß gilt an diesem Tag allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Deutschland, vor allem denen, die als unsere Ehrengäste an dieser Gedenkstunde teilnehmen, dem Vorsitzenden und den Mitgliedern des Direktoriums des Zentralrates der Juden in Deutschland und den Vertretern der christlichen Kirchen. |
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Juden Im Gespräch mit Goebbels und Heydrich entfuhr ihm der Satz: "Mir wäre lieber gewesen, ihr hättet 200 Juden erschlagen und hättet nicht solche Werte vernichtet." |
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Emanzipation und Assimilation Wohl nicht zufällig erschien zehn Jahre vor der französischen Revolution Lessings "Nathan der Weise", und über Kaiserreich und Republik hinweg hielten die staatlichen Institutionen - getreu den Ideen des aufgeklärten Absolutismus - an der Emanzipation und Assimilation der Juden fest. |
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Hitler - Hatten nicht eben erst die Führer Großbritanniens, Frankreichs und Italiens Hitler in München ihre Aufwartung gemacht und ihm zu einem weiteren dieser nicht für möglich gehaltenen Erfolge verholfen? |
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Verbrechen Für das Schicksal der deutschen und europäischen Juden noch verhängnisvoller als die Untaten und Verbrechen Hitlers waren vielleicht seine Erfolge. |
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Zwangsvorstellung Gleiches galt für Hitlers Zwangsvorstellung des schwarzhaarigen, hakennasigen Juden, der die weiße, blondgelockte germanische Frau mit seinem Blut schändet und damit für immer ihrem Volk raubt. |
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Grube Die von den Lastwagen abgestiegenen Menschen, Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, mußten sich auf Aufforderung eines SS-Mannes, der in der Hand eine Reif- oder Hundepeitsche hielt, ausziehen und ihre Kleider nach Schuhen, Ober- und Unterkleidern getrennt an bestimmten Stellen ablegen ... Ohne Geschrei oder Weinen zogen sich diese Menschen aus, standen in Familiengruppen beisammen, küßten und verabschiedeten sich und warteten auf den Wink eines anderen SS-Mannes, der an der Grube stand und ebenfalls eine Peitsche in der Hand hielt. |
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hinab Die vollständig nackten Menschen gingen an einer Treppe, die in die Lehmwand der Grube gegraben war, hinab, rutschten über die Köpfe der Liegenden hinweg bis zu der Stelle, die der SS-Mann anwies. |
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reihte Ich schaute in die Grube und sah, wie die Körper zuckten oder Köpfe schon still auf den vor ihnen liegenden Körpern lagen ... Schon kam die nächste Gruppe heran, stieg in die Grube hinab, reihte sich an die vorherigen Opfer an und wurde erschossen. |
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SS-Mann Dieser, ein SS-Mann, saß am Rand der Schmalseite der Grube auf dem Erdboden, ließ die Beine in die Grube herabhängen, hatte auf seinen Knien eine Maschinenpistole liegen und rauchte eine Zigarette. |
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NS-Herrscher Ab dem Frühjahr 1938 konzentrierten sich die NS-Herrscher verstärkt auf die "Arisierung" der deutschen Wirtschaft - sprich: auf die Enteignung und Ausplünderung der Juden. |
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Judenpolitik Kein Zweifel, die in der Bevölkerung alsbald mit dem Begriff "Reichskristallnacht" belegten Ereignisse markierten einen entscheidenden Wendepunkt in der Judenpolitik der NS-Herrscher. |
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Ärzte und Rechtsanwälte Mit der Ausschaltung aus dem staatlichen und kulturellen Leben gingen immer stärkere Einengungen der beruflichen Betätigungsmöglichkeiten einher, die in Berufsverbote für jüdische Ärzte und Rechtsanwälte, Schauspieler, Makler und Heiratsvermittler mündeten. |
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Geschäftsleben Gerade in diesem Umwälzungsprozeß, der von vielen Menschen als bedrohlich empfunden wurde, spielten die Juden eine ganz herausgehobene, oftmals glänzende Rolle: in der Industrie, im Bankenwesen und Geschäftsleben, unter Ärzten und Rechtsanwälten, im gesamten kulturellen Bereich wie in den modernen Naturwissenschaften. |
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